Kranke sind unsere Leistungsträger

Mir ist sehr wichtig dieses Thema anzusprechen denn meiner Erfahrung sind es grade psychisch Kranke die zeigen, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

Psychisch angeschlagene Menschen sind nicht schwach. Tatsächlich sind sie stärker als ein großer Teil der Bevölkerung und weshalb das so ist möchte ich gerne erklären.

Ich habe vor kurzem ein Video gemacht wo ich fünf Elemente formuliert habe, welche sie in jeder Therapie weiterbringen und damit verbunden auch die Stolpersteine, die uns von Heilung, Erholung und Entspannung abhalten. 

In dem Video ist deutlich geworden, dass es einer der größten Herausforderungen ist, Erwartungshaltung abzulegen, zugunsten unseren persönlichen Erholung und Heilung. 

Meiner Erfahrung nach haben Menschen zu lange und zu wenig auf ihre eigenen Bedürfnisse geachtet.
Dafür können sie teilweise gar nichts, weil sie so aufgewachsen sind, weil es so normal ist in ihrer Familie/ in unserer Kultur. Hat ihnen ein Elternteil/ ein Erziehungsberechtigter jemals die Frage gestellt „und was würdest du jetzt gerne tun und was hat das für vor und für Nachteile und worauf musst du dann verzichten?“ hat sich je irgendjemand die Zeit genommen Sie anzuleiten und zu schauen was für Bedürfnisse Sie eigentlich in sich tragen. Niemand.
Das wird jetzt kein Eltern Bashing von meiner Seite, weil ich durchaus weiß, dass die auch niemand gefragt hat und die auch niemand angeleitet hat ein erfülltes Leben zu führen. Ich will damit einfach andeuten, dass wir einen sich verschleppendes über Generation aufrechterhaltenes Problem haben in unsere Gesellschaft. 

Deswegen betone ich in meinen Videos auch immer, dass das Coronavirus vieles schlimmer gemacht hat. Schlimmer heißt, es war eigentlich schon da und es war auch schon schlimm – wir konnten es einfach immer noch weiter stemmen. Und dieses stemmen über die eigenen Kräfte hinaus ist eigentlich genau das Problem. Wir haben den Eindruck dass wir Erwartungen erfüllen müssen. Diese Erwartungen sind leider nie nie nie unsere eigenen.

Es sind die Erwartung von unserem Arbeitgeber, und das in der und der Zeit schaffen. 

Es sind die Erwartungen in unserer Familie, du musst dich so und so oft melden und das und jenes erledigen und am besten noch mit sehr viel Energie und Freude. 

Und Erwartungen von denen wir meinen dass ein Leben so und so aussehen müsste, also ich muss ein Auto haben, ich muss in die Ferien fahren, ich muss Sport machen, ich muss die und jene Figur haben, ich muss mich mit Freunden treffen ich muss was trinken gehen mit den Kollegen

Ich möchte ihn an dieser Stelle weder den Arbeitgeber, noch die Familie, noch die sozialen Aktivitäten madig machen. Wenn Sie das erfüllt und wenn Sie daran Freude haben und wenn Sie das Gefühl haben dass sie danach aufgetankt haben, dann machen wir das unbedingt dann ist das wunderbar. 

Wenn sich bei der Aufzählung aber bei Ihnen der Eindruck eingeschlichen hat, dass das eine ganz große lange Arbeitsliste ist, die sie mühsam abarbeiten müssen, dann wird es Zeit, das zu hinterfragen. 

Und dieses Hinterfragen findet in der Regel nicht statt, weil wir so gewohnt sind Erwartungen zu erfüllen, und weil die Art der Erwartungen so normal ist für uns,  weil es schon ein Leben lang so vorgelebt und lebenslang so formuliert wurde, dass wir alleine den Ausbruch nicht mehr schaffen. Weil wir sie für berechtigt halten. 

Und wenn die Erwartungen nicht erfüllen hat das einen Preis. Und zwar in der Regel einen sehr unangenehmen. 

Wenn wir die Erwartungen des Arbeitgebers nicht erfüllen, riskieren wir unseren Job und je nachdem das bestreiten unsere finanziellen Verpflichtungen. 

Keinen Rückhalt mehr in der Familie zu haben, dann droht uns womöglich Liebesentzug bei den Eltern, womöglich eine Trennung in der Partnerschaft. 

Wenn wir uns körperlich gehen lassen, riskieren wir unsere Gesundheit und wenn wir unseren Freundeskreis ignorieren, dann sind wir womöglich sehr bald alleine. 

Das klingt jetzt alles ein bisschen hoffnungs- und trostlos. Und genau deshalb weil es so aussichtslos wirkt, bleiben Menschen in ihren Mühlen und geben solange alles bis sie komplett zusammenbrechen. Das ist vielleicht nicht unbedingt clever und es ist definitiv nicht selbst fürsorglich, aber es ist nicht faul und es ist nicht dumm und es ist nicht schwach. 

Ihre 
Christina Benner