Was sind Trigger und wie erkenne ich sie?

Bevor wir überhaupt zwischen Gefühlen und Triggern unterscheiden können, müssen wir erst einmal klären, was Gefühle und was Trigger sind. Die meisten Menschen beschäftigen sich gar nicht mit ihren Gefühlen. Sie sind wie sie halt so sind und das ist eben so wie es ist. Als ob Gefühle etwas wären, die einen anspringen und dann auch von selbst wieder gehen.

Manche Menschen würden behaupten, dass es sehr viele unterschiedliche Gefühle gibt, tatsächlich gehen wir aber von vier Grundgefühlen aus.

Wir unterscheiden
– Freude
– Wut
– Trauer
– Angst

Und dann wird noch diskutiert in der Fachwelt von einem fünften Grundgefühl von denen manche sagen dass es dazu gehört andere nicht und das wäre der Ekel.

Alle anderen Emotionen reihen sich in eine dieser Gefühlskategorien ein.

– Freude = Zufriedenheit, Euphorie, Humor, Glückseligkeit, etc.
– Wut = Verärgerung, Zorn, Groll, Enttäuschung, etc
– Trauer = Trübsal, Verzweiflung, Kummer, Einsamkeit, Melancholie, etc.
– Angst = Besorgnis, Schrecken, Panik, Entsetzen, Grauen, etc.

– Ekel = Abscheu, Widerwillen, Abneigung, Aversion

Gefühle sind nicht nur einfach da, sie wollen auch gelebt und beachtet werden. Sie haben nämlich wichtige Botschaften für uns.

Freude sagt uns, dass wir zufrieden sind, dass wir vielleicht entspannen oder auf eine positive Weise angespannt sind. Dass wir gerade die Situation oder die Mitmenschen genießen. Botschaft: mach mehr davon!

Die Wut sagt uns, dass uns ein Unrecht angetan wurde, dass wir vielleicht zu
kurz gekommen sind oder aber dass es jetzt dringend notwendig ist, dass wir
für Gerechtigkeit sorgen. Botschaft: kämpfe! Verändere etwas!

Die Traurigkeit sagt uns, dass uns etwas was uns viel bedeutet hat verloren
gegangen ist. Oder dass wir etwas auf das wir gehofft haben, nicht eingetreten ist. Botschaft: Behüte was uns wichtig ist!

Die Angst sagt uns, dass wir bedroht werden. Deshalb ist die Angst auch überlebensnotwendig. Gibt eine seltene Erkrankung/es kann auch ein Zustand nach einer Hirnschädigung sein, da haben die Menschen tatsächlich keine Angst. Diese Menschen leben oft nicht lange, weil sie kein Gespür dafür haben was gefährlich ist. Botschaft: Achtung Bedrohung! Schütze dich!

Ekel macht uns auf eine Grenze aufmerksam.

Gefühle sind also wichtige Wächter und es ist aus einem gesundheitlichen Standpunkt sinnvoll, dass wir sie ausleben.
Damit meine ich aber nicht, dass wir damit eskalieren. Also wer immer mal wieder sein Zimmer zertrümmert, der ist gut beraten da mal mit einem Therapeuten einer Therapeutin hinzuschauen. Und wem ganz alltägliche Situationen nur noch Angst bereiten, der sollte sich dem dringend annehmen, denn ansonsten ist das eigene Leben nur noch ein Trostpreis von dem was es sein könnte. Soviel also zu Gefühlen.

Was nun ist ein Trigger?
Das Wort Trigger kommt aus dem Englischen und bedeutet Auslöser. Wir kennen es von einer Bombe. Eine Bombe hat einen Trigger ,also einen Auslöser, der gezündet wird und dann explodiert die Bombe.
Deswegen finde ich die Bezeichnung auch so passend weil wir, wenn wir getriggert werden, auch explodieren.
Jeder von uns hat Trigger-Punkte. Trigger-Punkte bilden sich aufgrund von
unserer ganz persönlichen Biographie. Aufgrund von Erlebnissen, größeren und kleineren Verletzungen oder aber ungünstigen Konditionierungen/Verknüpfungen.
Das können Worte sein, aber auch der Tonfall, die Sprechweise oder die Körpersprache unseres Gegenübers sein. Irgendetwas erinnert uns an etwas Altes, Problematisches und unser Gehirn switcht in die alte Situation hinein. Deswegen mobilisiert sich auch in uns zum Beispiel der Zorn in einem Bruchteil von einer Sekunde. Wir sprechen in der Fachwelt von einer sympathischen Aktivierung. Sympathisch nicht im Sinne von nett und freundlich sondern im Sinne von Sympathicus unserem Stressnerv. Eine andere Reaktion auf einen Trigger könnte sein, dass wir erstrarren oder fluchtartig die Situation verlassen.

 Das Problem ist, wir merken nicht, dass wir sympathisch aktiviert sind und gehen immer noch davon aus, dass wir ganz ruhig sind und unsere Erregung jetzt absolut berechtigt ist, oder wir überhaupt nicht merken, dass wir überhaupt erregt sind. Wir halten uns also nach wie vor für eloquent und umgänglich oder eben zurecht provoziert. Schuld ist in jedem Fall der andere, denn der «macht», dass wir uns jetzt so «fühlen».

Das ist bei einem Trigger aber niemals der Fall.

Da wir das aber denken, fällt uns gar nicht auf, dass wir absolut über-proportionell reagieren. Also wenn wir ärgern uns nicht kurz oder sind irritiert – wir toben, werden beleidigend, vlt. zickig oder schnippisch. Unangemessen. Wir werfen Türen zu, verwenden Beleidigungen die unter die Gürtellinien zielen oder sind über Stunden, Tage und Wochen unversöhnlich.

Das würden Sie niemals tun? Sie sind der umgänglichste und vernünftigste Mensch auf dieser Erde?

Sie werden sehr erstaunt sein wie oft sie getriggert sind.

Echte Gefühle dauern nur bis zu sieben Minuten.

Spüren sie danach noch das «Gefühl», dann ist es kein Gefühl sondern ein Trigger. Also sind Sie nach sieben Minuten immer noch stocksauer und vielleicht noch über Stunden und Tage? Dann wurden sie getriggert. Das kann man genau so einfach unterscheiden. Zum Glück, denn wenn wir getriggert sind, ist es essentiell, dass wir uns wieder selbst runterregulieren. Das ist ganz allein unsere Verantwortung.

Was tue ich nun also, wenn ich merke, die 7 Minuten sind rum, und ich könnte immer noch an die Decke gehen oder ich bin immer noch am Grübeln oder ich kann mich einfach nicht beruhigen?

  1. Verantwortung übernehmen

Nicht der andere hat was gemacht, das Ihr Verhalten nun berechtigt auslöst. Sie tragen in sich eine schmerzliche Erinnerung, die jetzt gerade abgerufen wird. Dafür kann die andere Person (in der Regel) nichts. Außerdem riskieren Sie gerade, sich durch unfaires Verhalten ins Aus zu setzen. Deshalb

  1. Ziehen Sie sich zurück

Damit meine ich keine Flucht, Türen schlagen und auf nimmerwiedersehen. Damit meine ich einen geordneten Rückzug. «Ich merke, das Thema wühlt mich zu sehr auf, wir drehen uns im Kreis, etc. – ich brauche eine Pause.» Und dann signalisieren Sie bitte auch, wann das Gespräch weiter geht.

  1.  Sich selbst beruhigen lernen 

Das ist eine absolute Grundfähigkeit. Trotzdem können es die meisten nicht! Daher ist das auch etwas, was wir in der Therapie als erst, es beibringen, bzw. vermitteln, denn ehe wir nicht ruhig werden, können wir nicht klar denken und keine vernünftigen Entscheidungen treffen .Manche gehen joggen, andere spazieren im Wald. Manche streicheln ihr Haustier, andere schreiben Tagebuch. Es kann auch nützlich sein, es einfach mal rauszulassen. Dann gehen sie in einen abgeschiedenen Raum, nehmen eine halb/volle Petflasche und dreschen fluchend auf ein Kissen ein. Absolut ok.

Das wollen Sie nicht? Dabei kommen Sie sich albern vor?

Was ist die Alternative? Sie fressen es in sich rein, wie ein braver Deutscher und werden krank? Sie lassen es ungerecht an anderen aus und zerstören Beziehungen und Freundschaften? Sie haben die Wahl!

Ich wünsche Ihnen viel Entdeckergeist beim Erkunden und Aufspüren Ihrer Trigger und hoffe wir sehen uns bald wieder.

Ihre Christina Benner